Elvin bekommt Post

Es gibt ganz viele verschiedene Wichtel mit ganz vielen verschiedenen Aufgaben. Je nachdem, was sie am besten können und am liebsten machen, sind sie Gartenwichtel, Zaubertrankwichtel, Bartstutzerwichtel, Bäckerwichtel, Lockendreherwichtel, Frühlingstanzwichtel, Blätteranmalwichtel, … Die Liste ließe sich ewig so fortsetzen. 

Im Laufe ihres langen, aufregenden Lebens können Wichtel auch ganz oft die Aufgaben wechseln. Das folgt keiner besonderen Logik, sondern richtet sich einfach nach Jahreszeit, Interesse und Hobbies. So kann aus einem Kerzenwichtel irgendwann ein Hutwichtel werden, aus einem Tiersprachenübersetzerwichtel ein Zauberwaldhüterwichtel, aus einem Postbotenwichtel ein Glockengießerwichtel und so weiter und so fort.

Heute möchte ich euch von einem ganz bestimmten Wichtel erzählen. Elvin heißt er. Lange Zeit hatte Elvin als Schabernackerfinderwichtel gearbeitet. Viele Menschen wünschen sich nämlich einen Wichtel als Gast, der ihnen viel Spaß ins Haus bringt und eine Menge Unsinn im Schilde führt.

Und für genau diese Wichtel ließ sich Elvin die lustigsten Streiche einfallen. Da war alles Mögliche dabei – von relativ harmlosen Streichen, wie zum Beispiel die Gesichter der menschlichen Mitbewohner nachts schminken, inklusive Schminkanleitung versteht sich, bis hin zu etwas aufwändigeren Streichen wie etwa das Wohnzimmer der Menschen über Nacht in ein Winterparadies zu verwandeln, in dem man entweder Schlittschuhlaufen oder rodeln konnte. Elvin war da sehr einfallsreich und viele Jahre lang machte ihm dieser Beruf auch großen Spaß. 

Doch irgendwann sehnte sich der kleine Schabernackerfinderwichtel danach, selbst die ganzen Streiche bei den Menschen auszuprobieren. Ob sie denn auch funktionierten, so, wie er sich das vorgestellt hatte.

Also schrieb er einen Brief an die Wichtelversendestelle mit der Bitte, man möge ihn doch zu den Menschen schicken für einige Zeit. Den nötigen Flugschein hatte er schon gemacht und auch mit seinem ganzen Wissen über kleine und große Streiche fühlte er sich sehr qualifiziert und gut gewappnet für eine Menschenbesucherwichtelstelle. 

Er drückte sich selbst ganz fest die Daumen, dass er bald an eine Menschenfamilie vermittelt wurde. Und tatsächlich! Nur wenige Tage später fand Elvin einen Brief in seinem Postkasten. Mit schwitzigen Händen riss er den Umschlag auf und zog den Briefbogen heraus. Und dann musste er vor Glück lachen und durch die Gegend springen und sich zehn Mal im Kreis drehen. 

Er hatte eine Stelle bekommen! Und noch dazu als Weihnachtswichtel! Ja, er durfte während der Adventszeit zu einer kleinen Familie im Süden Deutschlands reisen. Zu einem Jungen mit dem wunderschönen Namen Luis. 

Und es sollte schon bald los gehen, aber davor war noch allerhand zu planen. Zum Glück enthielt der Brief auch viele praktische Informationen und eine Liste, auf der alles stand, was er erledigen musste. 

Mal sehen… die Liste war ganz schön lang. Er musste sich überlegen, welche Kleidung und welche Möbel er mitnehmen wollte. Eine Haustür und eine Treppe für seine Wohnung sollte selbst geschnitzt werden – am besten so, dass kein neugieriges Menschenkind in die Wohnung reinschauen konnte. 

Ein Zauberpulver aus unterschiedlichen Zutaten, die man nur zu Vollmond oder in einem Sumpf oder um 3:35 Uhr früh bekommen konnte, musste zubereitet werden. Dieses Zauberpulver sollte dann die Möbel, die Kleidung, die Tür, die Treppe und alles, was Elvin noch so alles brauchte, so klein zaubern, dass er sie in einem einzigen Koffer verstauen konnte. Und dann brauchte er natürlich noch ein Zauberpulver, das all das in Luis‘ Wohnung wieder groß zaubern konnte. 

Dann sollte er noch kleine Geschenke für Luis besorgen, die er dann jeden Tag im Adventskalender verstecken sollte. Was so ein kleiner Junge wohl gerne mag? überlegte Elvin und machte sich in seinem Kopf schon mal eine Liste. 

Es wurde auch dringend empfohlen, dass Elvin ein paar Streiche plante, die er dann im Haus der Menschen spielen wollte. Er musste lächeln – das war ja seine leichteste Übung, das machte er gerne spontan und brauchte sich nicht extra eine Liste zusammenschreiben. Also eine Aufgabe weniger. 

Eine Reiseroute sollte er sich natürlich überlegen und auch alles gut durchplanen. Und eine Katze namens Erwin sollte er kontaktieren über die Vogelpost. Diese Katze konnte ihn wohl zu Luis‘ Wohnung bringen, weil sie auch dort wohnte. 

Und dann standen noch allerlei andere Dinge auf der Liste, die Elvin erledigen sollte bevor es auf die große Reise ging. 

Und er wollte auch gleich mit den Vorbereitungen loslegen. Doch zuerst holte er sich vom Bäckerwichtel Lille eine große Packung Plätzchen und einen Kakao mit ganz viel Zimt und einer extragroßen Portion Sahne drauf, setzte sich gemütlich an einen Tisch und träumte von seiner Zeit als Weihnachtswichtel bei der Menschenfamilie. 

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