Endlich ist der dritte Tag angebrochen. Tjoven lugt noch vor dem Morgengrauen aus seiner Tür hinaus – und tatsächlich, da steht auch schon der eigenartige, etwas schrullige Hut für ihn bereit!
Viel haben seine Freunde ihm nicht verraten über ihre Erfahrungen mit dem Erlebnishut. Wahrscheinlich, um ihm die Überraschung nicht zu nehmen.
Umso neugieriger ist Tjoven nun, was gleich geschehen wird.
Lange wartet der kleine Wichtel nicht, zu ungeduldig ist er, und wirft sich gleich den Kopf auf den Hut.
Und schwupps… schon hat er ein seltsam müdes Gefühl im ganzen Körper. Reibt sich gerade noch die Augen… und atmet in der nächsten Sekunde eine ganz komische Luft ein. Die fühlt sich irgendwie ziemlich feucht an. Träumt er etwa?
Er reißt seine Augen auf – und schwimmt irgendwo unter Wasser. Und er schwimmt nicht nur, nein, er atmet. Wasser. Er versucht an sich hinab zu blicken. Der Körper besteht aus lauter Schuppen und ist schillernd grün. Er sieht ganz anders aus als sonst. Tjoven bewegt seine Beine – oder warte! Es ist eine Flosse! Und auch seine Arme scheinen verschwunden und durch Flossen ersetzt worden zu sein!
Doch auch der Hut ist zum Glück noch da. Sonst würde Tjoven denken, er träumt. Er ist nur nicht auf seinem Kopf, sondern baumelt wie eine Kette fröhlich um seinen Hals – nennt man das bei Fischen überhaupt Hals? – herum.
„Ich bin ein Fisch!“ flüstert Tjoven, doch aus seinem Mund kommt nur ein überraschtes Blubbern. „Ein Fisch mit Hut“ ergänzt er und muss blubbernd kichern.
„Na dann! 3, 2, 1 – los!“ ruft er sich selbst zu und beginnt, seinen neuen Lebensraum zu erkunden.
Lustige Gesellen schwimmen da an ihm vorbei – mit zuckenden Tentakeln, riesigen Augen oder einer lustig bunten Flosse. Da, eins hat einen großen Panzer auf dem Rücken – das muss eine Schildkröte sein!
Einige Zeit schwimmt der kleine Fisch-Wichtel gut gelaunt umher und freut sich über seine vielen spannenden Entdeckungen. Doch langsam sehnt er sich nach Gesellschaft: „Ob ich hier wohl nette Fisch-Freunde finden kann?“ fragt er sich.
Mutig spricht er einen kleinen, flinken Fisch mit lustigen Barthaaren einfach an: „He, du, willst du mein Freund sein?“
Der Fisch sieht ihn entsetzt an, seine Barthaare zucken erbost und er schwimmt schnell weiter.
„Tja… das war nun mal nicht sehr höflich. Mal schauen, vielleicht hab ich beim nächsten ja mehr Glück“, entscheidet Tjoven.
Ein größerer Fisch kommt ihm entgegen und er versucht es erneut: „Hallo, Herr Fisch! Hast du Lust zu spielen?“
Als Antwort reißt der große Fisch sein Maul auf und kommt schnurstracks auf Tjoven zu.
„Oh… er will wohl nicht spielen, sondern essen!“ denkt der kleine Wichtel und weicht dem hungrigen Artgenossen schnell aus.
Etwas entmutigt von diesem Erlebnis paddelt Tjoven weiter. Bis zu einer Gruppe kleiner Fische, die großen Spaß zu haben scheinen. Sie haben sich bei einer Muschel versammelt, die ständig riesengroße Blasen nach oben schickt. Wie in einem Aufzug fahren die kleinen Fische in den Blasen mit und lachen blubbernd.
Einer der Fische sieht Tjoven. „He, willst du auch mal?“ fragt er ihn tatsächlich.
Fröhlich schwimmt der kleine Fisch-Wichtel näher. „Oh ja! Nur zu gerne!“ ruft er – und da schubst ihn einer der Fische auch schon in die nächste Blase.
„Blubb“ macht es und Tjoven fühlt sich wie in einer Seifenblase gefangen. Er sieht alles verschwommen und in schillernden Farben. Wie schön es ist! Als er schon ein ganzes Stück gefahren ist mit dem Blasen-Aufzug macht es nochmal „Blubb!“ und die Blase zerplatzt.
Tjoven purzelt aus der zerplatzten Blase und hat plötzlich das Gefühl, dass sich seine Flossen auflösen. „Hilfe, was passiert hier?“ denkt er panisch und blickt an sich herab. Ah! Seine Flossen haben sich in Arme und Beine zurückverwandelt.
Auch sein Kopf scheint wieder der alte zu sein. Schnell greift er sich auf seinen Hut und versucht zu rufen „Hut, bring mich zurück nach Hause!“ denn ohne Kiemen fällt ihm unter Wasser das Atmen schwer.
Der Hut scheint zu verstehen, vielleicht kann er Gedanken lesen.
Mit einem erneuten „Blubb!“ löst sich die Unterwasserwelt vor Tjovens Augen auf, wird immer verschwommener – und die Wichtelwohnung nimmt immer mehr Gestalt an.
Erleichtert atmet der kleine Wichtel auf.
„Was für ein Erlebnis, danke, Hut! Ich muss gleich zu den anderen schwimmen… ähm… laufen!“ ruft Tjoven aufgeregt.
Schnell schnappt er sich den Erlebnishut und stürmt aus dem Haus. Was für einen tollen Fund sie doch im Zauberwald gemacht hatten! Wie schade, dass sie den magischen Hut nun der Fee zurückbringen müssen.
Wer weiß, welche Abenteuer er noch für die kleinen Wichtel bereitgehalten hätte!
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